keckecast #68

Agrippina


Sie ist eine gut vernetzte Spielerin der Macht. Eine gewiefte Diplomatin. Eine Meisterin des Ausgleichs. Geräuschlos hat sie alle ehrgeizigen Männer aus dem Weg geräumt. Die mächtigste Frau der Welt heißt nicht Angela. Vor 2000 Jahren hört sie auf den Namen Agrippina.
 
Agrippina die jüngere wird an den Ufern des Rheins geboren. Und ihr Vater ist ein echter Popstar. Germanikus hat die Schmach der römischen Niederlage im Teutoburger Wald siegreich vergessen lassen. Als er mit seinen sechs Kindern nach Rom zurückkehrt, ernennt ihn der aktuelle zweite römische Kaiser ihn sogar zu seinem Zögling und potentielle Nachfolger.
 
Doch ganz geheuer scheint ihm der Personenkult um den Befreier Germaniens nicht zu sein. Kurzerhand ändert der Regent seine Meinung, lässt Germanikus ermorden, und zur Sicherheit auch das eine Frau und zwei seiner Söhne.
 
Als der Kaiser ebenso unfreiwillig aus dem Leben scheidet wird dennoch der letzte Sohn des Germanikus sein Nachfolger. In der Armee haben sie mit diesem Spitznamen gehänselt, für die Geschichtsbücher reicht es trotzdem. Caligula wird Kaiser, seine Schwester Agrippina eine einflussreiche Frau, die die Römer jetzt in Gebete einschließen und deren Konterfei auf Münzen geprägt wird. Als ein Mordkomplott aufgedeckt wird, in dem auch Agrippina gegen ihrem kaiserlichen Bruder Intrigiert hat, rollen viele Köpfe der Verschwörer, eigentlich alle bis auf Agrippinas. Mit ihrem Söhnchen wird sie in den Langzeit-Urlaub auf einer Insel befördert und kehrt erst nach Rom zurück, als andere Caligula den Garaus gemacht haben.
 
Claudius wird neuer Kaiser, Ihr Onkel. Der sich für so ziemlich alles interessiert außer für Politik. Flux werden die Gesetze geändert, da tritt er schon in den Stand der Ehe. Mit seiner Nichte. Agrippina wird Kaiserin von Rom.
 
In dieser Zeit kann sie ihre Qualitäten bestens ausspielen, auch deshalb, weil ihr Mann Claudius so ist, wie er ist. Sie regiert, bis ihr Mann defacto überflüssig ist und auch er gewaltsam ins Jenseits befördert wird.
 
Klare Sache, dass sie nun ihren Sohn auf dem Thron bringen will. Und es gelingt. Neuer Kaiser wird ein 17-jähriger Raufbold namens Nero, Agrippinas Sohn. Doch zwischen ihm und seiner Mutter gibt es immer wieder Streit. Und eines Tages steht für den neuen Herrscher fest: Mutti muss weg.

Der junge Kaiser hat einen Hang zur Theatralik, auch was das Ableben seiner Frau Mama angeht.

Beim ersten Versuch will er sie von einer doppelten Zimmerdecke erschlagen lassen, die nachts auf das Lager der Kaiserin Mutter herabrast.

Beim zweiten Versuch lässt er sie nach einer Party ein Boot besteigen, Das eine Falltpr im Boden hat und Mutter im See versenkt. Dochj die ist eine gute Schwimmerin.

Beim dritten Versuch will er den Chef der Prätorianer zur Meuchelei an Mami überreden. Vergeblich.

Beim viereten Mal gelingt es. Agrippina hat ihrem Sohn einen Biten geschickt. Dem kegelt Nero nun ein Messer vor die Füße und behauptet, seine eigene Mutter habe versucht, ihn umzubringen.

Jetzt hat er Argumente genug, Soldaten zu ihrem Haus zu senden und Agrippina aus Gründen zu erledigen. Nach ihrem Tod nimmt Neros Regentschaft eine etwas ungünstige Entwicklung, der milde und besänftigende Einfluss seiner Frau Mutter fehtl dem Jungen einfach. 
 
Doch von Agrippina, der Tochter des Germanikus, der Schwester des Kaisers Caligula, der Ehefrau des Kaisers Claudius und Mutter des Kaisers Nero bleibt noch viel mehr. Denn dort, wo die Römer einst in Frieden mit dem Volk der Ubier lebte, begründet sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht eine Siedlung. Aus dem Feldlager macht sie eine Stadt, die ihren Namen trägt. Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Claudische Kolonie und Opferstätte der Agrippinenser. Bald verkürzt zu Colonia. Oder wie wir heute sagen: Köln.

 

#68

Staffel: 4

Veröffentlicht: 24. September 2021

Länge: 8:35

Text: Carsten Schwecke

Musik: Ennio Morricone u.a.



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